Baumschläfer

Aussehen

Der Baum­schlä­fer ist mit rund 9 cm ein klei­ner Bilch mit grau­em Fell und leicht buschi­gem Schwanz. Auf den ers­ten Blick sieht er zwar wie ein jun­ger Sie­ben­schlä­fer aus, bei genaue­rer Betrach­tung erkennt man jedoch schwar­ze Strei­fen um die Augen, wel­che bis zu den Ohren reichen. 

  • Grau­er Rücken, wei­ßer Bauch
  • Schwar­zer Strei­fen um die Augen bis zu den Ohren
  • Leicht buschi­ger, kör­per­lan­ger Schwanz

Lebensweise

Der orts­treue und stimm­freu­di­ge Baum­schlä­fer ist ein vor­wie­gend nacht­ak­ti­ver Bilch, zeigt aber beson­ders nach dem Win­ter­schlaf sowie im Herbst ver­mehr­te Tag­ak­ti­vi­tät. In sei­nem Lebens­raum bewohnt er sowohl frei­ste­hen­de Nes­ter als auch Baum­höh­len. Er gilt als Alles­fres­ser, wobei die Zusam­men­set­zung der Nah­rung wesent­lich von der Jah­res­zeit bestimmt wird und vor allem aus Pflan­zen besteht. Den Win­ter­schlaf ver­bringt er von Ende Sep­tem­ber bis April/Mai in frost­frei­en Erd­ver­ste­cken. Die Fort­pflan­zungs­zeit beginnt nach dem Win­ter­schlaf und nach einer Trag­zeit von einem Monat wer­den 3–5 Jung­tie­re gebo­ren. Nach dem Selb­stän­dig­wer­den der Jung­tie­re leben Baum­schlä­fer bis zum Herbst in Grup­pen. Auch wenn eini­ge Tie­re bis zu 4 Jah­re alt wer­den, liegt die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung bei nur 2 Jahren.

Der Baum­schlä­fer ist sehr stimm­freu­dig. Bei Beun­ru­hi­gung äußert er lei­se, lang gezo­ge­ne, melo­di­sche und bei Gefahr schnal­zen­de, knur­ren­de oder pfei­fen­de Töne.

Laut­bei­spiel des Baum­schlä­fers (© Robin Sandfort)
Laut­bei­spiel des Baum­schlä­fers, 8‑fach ver­lang­samt (© Robin Sandfort)
Sono­gramm (© Robin Sandfort)

Nah­rung: Der Baum­schlä­fer ernährt sich omni­vor, wobei die Zusam­men­set­zung der Nah­rung wesent­lich durch die Jah­res­zeit bestimmt ist. Wir­bel­lo­se Tie­re wie Käfer, Tau­send­fü­ßer sowie Vogel­ei­er för­dern im Früh­jahr eine rasche Gewichts­zu­nah­me nach dem ener­ge­tisch auf­wän­di­gen Win­ter­schlaf. Mit zuneh­men­der Ver­füg­bar­keit von Bee­ren und Samen nimmt der pflanz­li­che Anteil deut­lich zu. Um Fett­re­ser­ven für den Win­ter­schlaf anzu­le­gen, steigt im August der Anteil an tie­ri­scher Kost erneut

Fort­pflan­zung: Die Fort­pflan­zungs­zeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Nach einer Trag­zeit von 27–28 Tagen wer­den 3–5 Jung­tie­re gebo­ren. Nach 16–18 Tagen öff­nen sie die Augen und nach drei Wochen neh­men sie die ers­te fes­te Nah­rung zu sich. Nach vier Wochen begin­nen sie das Nest zu ver­las­sen und erkun­den die nähe­re Umge­bung. Anga­ben zur Popu­la­ti­ons­dich­te vari­ie­ren und rei­chen von 0,3–0,8 Indi­vi­du­en pro Hekt­ar in Litau­en und 0,14–1,86 I/ha in Polen bis 8–9 I/ha in Mol­da­wi­en sowie 15–18 I/ha in Arme­ni­en, wobei höhe­re Dich­ten vor­wie­gend im Herbst beob­ach­tet werden.

Win­ter­schlaf: Den Win­ter­schlaf ver­bringt der Baum­schlä­fer von Mit­te Okto­ber bis Anfang April in frost­frei­en Erd­ver­ste­cken, wel­che sich meist in einer Tie­fe von 30–60 cm in Zwi­schen­räu­men von Baum­wur­zeln befin­den. Die Nes­ter kön­nen gele­gent­lich auch am Boden oder in nied­ri­ger Höhe im Gebüsch ange­legt sein.

Bau: Er bewohnt frei­ste­hen­de Nes­ter und Baum­höh­len. In jun­gen Buchen­be­stän­den befin­den sich die Nes­ter 60–140 cm über dem Boden. Sie sind außen aus Buchen­blät­tern und innen aus tro­cke­nen Grä­sern auf­ge­baut. In Fich­ten­be­stän­den kön­nen kuge­li­ge Nes­ter mit 25–30 cm Durch­mes­ser gefun­den wer­den. Die­se bestehen aus vie­len über­kreuz­ten Fich­ten­zwei­gen, wel­che mit Moos, Wur­zeln und klei­nen Zwei­gen aus­ge­füllt wer­den. In Hohl­räu­men von Bäu­men und Wur­zel­stö­cken häuft er Laub, Hal­me und Moos aufeinander.

Lebensraum und Vorkommen

Der Baum­schlä­fer ist in älte­ren Nadel- und Misch­wäl­dern (ins­be­son­de­re feuch­te Habi­ta­te mit Fich­ten- und Buchen­be­stän­den) mit lücki­gem Kro­nen­dach zu fin­den. Da der tie­ri­sche Anteil in sei­ner Ernäh­rung wesent­lich höher ist, ist er im Gegen­satz zur Hasel­maus in der Lage Stand­or­te mit gerin­gem pflanz­li­chem Ange­bot erfolg­reich zu besie­deln. Ins­ge­samt zäh­len im Berg­land Fich­ten-Tan­nen-Buchen­wäl­der, Fich­ten-Buchen­wäl­der, Lär­chen-Fich­ten­wäl­der sowie Nie­der­wäl­der mit frucht­tra­gen­den Sträu­chern zu den Lebens­räu­men des Baum­schlä­fers. Auf­grund sei­ner Prä­fe­renz zu strauch­rei­chen Misch­wäl­dern mit hoher Boden­feuch­tig­keit und dich­ter Kraut­schicht ist er häu­fig ent­lang klei­ner Gebirgs­bä­che sowie in Moor­rand­be­rei­chen zu finden.

Fund­punk­te im Rah­men des Projektes

Gefährdung und Schutz

Wie vie­le der gefähr­de­ten Säu­ge­tie­re ist auch der Baum­schlä­fer vor­wie­gend von Lebens­raum­ver­lus­ten bedroht. So führ­te die Abnah­me von geeig­ne­ten Lebens­räu­men und zuneh­men­der Habi­tat­ver­schlech­te­rung bereits zu einem Rück­gang inner­halb sei­nes west­li­chen Ver­brei­tungs­ge­biets. Im angren­zen­den Bay­ern ist eben­falls ein star­ker Rück­gang zu beob­ach­ten: der letz­te Nach­weis stammt aus dem Land­kreis Rosen­heim im Jahr 2010 (Mei­nig et al. 2020). Stu­di­en zu kon­kre­ten Gefähr­dungs­ur­sa­chen feh­len. Die weni­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen beinhal­ten all­ge­mei­ne Aus­sa­gen wie z. B. „Lebens­raum­ver­lust oder forst­wirt­schaft­li­che Inten­si­vie­rung“ und eig­nen sich nur bedingt um kon­kre­te Beein­träch­ti­gun­gen auf­zu­zei­gen und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen abzu­lei­ten. Im All­ge­mei­nen ist davon aus­zu­ge­hen, dass für den Hasel­m­aus­schutz geeig­ne­te Maß­nah­men auch dem Baum­schlä­fer nutzen.