Der Baumschläfer
Aussehen
Der Baumschläfer ist mit rund 9 cm ein kleiner Bilch mit grauem Fell und leicht buschigem Schwanz. Auf den ersten Blick sieht er zwar wie ein junger Siebenschläfer aus, bei genauerer Betrachtung erkennt man jedoch schwarze Streifen um die Augen, welche bis zu den Ohren reichen.
- Grauer Rücken, weißer Bauch
- Schwarzer Streifen um die Augen bis zu den Ohren
- Leicht buschiger, körperlanger Schwanz
Lebensweise
Der ortstreue und stimmfreudige Baumschläfer ist ein vorwiegend nachtaktiver Bilch, zeigt aber besonders nach dem Winterschlaf sowie im Herbst vermehrte Tagaktivität. In seinem Lebensraum bewohnt er sowohl freistehende Nester als auch Baumhöhlen. Er gilt als Allesfresser, wobei die Zusammensetzung der Nahrung wesentlich von der Jahreszeit bestimmt wird und vor allem aus Pflanzen besteht. Den Winterschlaf verbringt er von Ende September bis April/Mai in frostfreien Erdverstecken. Die Fortpflanzungszeit beginnt nach dem Winterschlaf und nach einer Tragzeit von einem Monat werden 3–5 Jungtiere geboren. Nach dem Selbständigwerden der Jungtiere leben Baumschläfer bis zum Herbst in Gruppen. Auch wenn einige Tiere bis zu 4 Jahre alt werden, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei nur 2 Jahren.
Der Baumschläfer ist sehr stimmfreudig. Bei Beunruhigung äußert er leise, lang gezogene, melodische und bei Gefahr schnalzende, knurrende oder pfeifende Töne.
Nahrung: Der Baumschläfer ernährt sich omnivor, wobei die Zusammensetzung der Nahrung wesentlich durch die Jahreszeit bestimmt ist. Wirbellose Tiere wie Käfer, Tausendfüßer sowie Vogeleier fördern im Frühjahr eine rasche Gewichtszunahme nach dem energetisch aufwändigen Winterschlaf. Mit zunehmender Verfügbarkeit von Beeren und Samen nimmt der pflanzliche Anteil deutlich zu. Um Fettreserven für den Winterschlaf anzulegen, steigt im August der Anteil an tierischer Kost erneut
Fortpflanzung: Die Fortpflanzungszeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Nach einer Tragzeit von 27–28 Tagen werden 3–5 Jungtiere geboren. Nach 16–18 Tagen öffnen sie die Augen und nach drei Wochen nehmen sie die erste feste Nahrung zu sich. Nach vier Wochen beginnen sie das Nest zu verlassen und erkunden die nähere Umgebung. Angaben zur Populationsdichte variieren und reichen von 0,3–0,8 Individuen pro Hektar in Litauen und 0,14–1,86 I/ha in Polen bis 8–9 I/ha in Moldawien sowie 15–18 I/ha in Armenien, wobei höhere Dichten vorwiegend im Herbst beobachtet werden.
Winterschlaf: Den Winterschlaf verbringt der Baumschläfer von Mitte Oktober bis Anfang April in frostfreien Erdverstecken, welche sich meist in einer Tiefe von 30–60 cm in Zwischenräumen von Baumwurzeln befinden. Die Nester können gelegentlich auch am Boden oder in niedriger Höhe im Gebüsch angelegt sein.
Bau: Er bewohnt freistehende Nester und Baumhöhlen. In jungen Buchenbeständen befinden sich die Nester 60–140 cm über dem Boden. Sie sind außen aus Buchenblättern und innen aus trockenen Gräsern aufgebaut. In Fichtenbeständen können kugelige Nester mit 25–30 cm Durchmesser gefunden werden. Diese bestehen aus vielen überkreuzten Fichtenzweigen, welche mit Moos, Wurzeln und kleinen Zweigen ausgefüllt werden. In Hohlräumen von Bäumen und Wurzelstöcken häuft er Laub, Halme und Moos aufeinander.
Lebensraum und Vorkommen
Der Baumschläfer ist in älteren Nadel- und Mischwäldern (insbesondere feuchte Habitate mit Fichten- und Buchenbeständen) mit lückigem Kronendach zu finden. Da der tierische Anteil in seiner Ernährung wesentlich höher ist, ist er im Gegensatz zur Haselmaus in der Lage Standorte mit geringem pflanzlichem Angebot erfolgreich zu besiedeln. Insgesamt zählen im Bergland Fichten-Tannen-Buchenwälder, Fichten-Buchenwälder, Lärchen-Fichtenwälder sowie Niederwälder mit fruchttragenden Sträuchern zu den Lebensräumen des Baumschläfers. Aufgrund seiner Präferenz zu strauchreichen Mischwäldern mit hoher Bodenfeuchtigkeit und dichter Krautschicht ist er häufig entlang kleiner Gebirgsbäche sowie in Moorrandbereichen zu finden.
Gefährdung und Schutz
Wie viele der gefährdeten Säugetiere ist auch der Baumschläfer vorwiegend von Lebensraumverlusten bedroht. So führte die Abnahme von geeigneten Lebensräumen und zunehmender Habitatverschlechterung bereits zu einem Rückgang innerhalb seines westlichen Verbreitungsgebiets. Im angrenzenden Bayern ist ebenfalls ein starker Rückgang zu beobachten: der letzte Nachweis stammt aus dem Landkreis Rosenheim im Jahr 2010 (Meinig et al. 2020). Studien zu konkreten Gefährdungsursachen fehlen. Die wenigen Veröffentlichungen beinhalten allgemeine Aussagen wie z. B. „Lebensraumverlust oder forstwirtschaftliche Intensivierung“ und eignen sich nur bedingt um konkrete Beeinträchtigungen aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass für den Haselmausschutz geeignete Maßnahmen auch dem Baumschläfer nutzen.